Referat von Dr. med. Wolfgang Kusch
„Viel Bewegung kann helfen, dass Sie weniger Medikamente nehmen müssen. Damit reduzieren oder vermeiden Sie sogar entsprechende Nebenwirkungen“, riet Dr. Wolfgang Kusch, Chefarzt der Klinik für Neurologie mit Klinischer Neurophysiologie des Herz-Jesu-Krankenhauses in Münster-Hiltrup. „Tanzen Sie oder treiben Sie Sport, aber übertreiben Sie nicht.“ Mit Spannung hatten sich über 80 Mitglieder des Vereins sowie Dr. Hans Wille, Vorsitzender des Parkinson-Forum Unna im Gasthaus Börger in Borghorst versammelt, um das Referat des sympathischen Mediziners zu hören. „Endlich wieder persönlich hier im Saal und nicht nur auf der Leinwand“, wie der Vorsitzende Reiner Krauße, hervorhob. Und die Anwesenden wurden mit reichlich Fakten und hilfreichen Erläuterungen für ihr Kommen belohnt. „Therapie der Parkinson-Erkrankung. Nebenwirkungen von Parkinson-Medikamenten“, hatte der Arzt seine Ausführungen überschrieben und eine Übersicht über den aktuellen Stand sowie einen Ausblick angekündigt.
„Low and slow“, langsam anfangen, sei Grundregel für die medikamentöse Therapie, betonte er, als er ausführlich die derzeit zur Verfügung stehenden Medikamente beschrieb, die vereinzelt erst vor wenigen Jahren zugelassen wurden, sowie deren teilweise gravierenden Nebenwirkungen. Zu Letzteren gehörten unter anderem Impulskontrollstörungen wie pathologisches Glücksspiel („Das kann Existenz bedrohend sein“), impulsives Essen und Kaufen oder Hypersexualität. Finanzielle, partnerschaftliche oder Suchtprobleme könnten die Folge sein. „Für die langfristige Behandlung ist das eine Katastrophe.“ Angehörige sollten deshalb unbedingt beim Arztgespräch dabei sein und einen Hinweis auf festgestellte Probleme geben. Denn die Erkrankten selbst verschwiegen diese oft. „Man tritt einerseits aufs Gaspedal und andererseits auf die Bremse“, so Dr. Kusch, als er über die Behandlung von Halluzinationen bei Patienten spricht, die sich durch Einnahme von zu viel Dopamin entwickelt haben. „Dann muss man gegensteuern.“ Zudem ging er auf verschiedene Behandlungsstrategien einschließlich des Einsatzes von Pumpen und der tiefen Hirnstimulation ein.
Freuten sich über sehr motivierte Teilnehmer (v.l.) Dr. Hans Wille, Reiner Krauße, Dr. Wolfgang Kusch und Stefan Wolters.
Gemeinsames Singen
Tradition zu Beginn jedes Treffens: Das gemeinsame Singen und gymnastische Übungen unter Anleitung haben einen therapeutischen Hintergrund und tun gut.
Fotos: Rainer Schwarz
In seinem Ausblick machte er Hoffnung auf künftige Heilungsmöglichkeiten. Neue Therapie-Entwicklungen sowie interessante chirurgische Eingriffe zeigten positive Ansätze. „Ziel ist es, diese Erkrankung tatsächlich zu heilen. Die entsprechenden Projekte sind noch in der Anfangsphase. Doch am Horizont zeichnen sich vielversprechende Ansätze ab.“ Gern stellte sich Dr. Kusch anschließend den Fragen der Teilnehmer, die sich unter anderem um den Einsatz von Cannabis, von Schmerzmitteln und um den Umgang mit Schluckbeschwerden drehten.
Reiner Krauße und Stefan Wolters, der neue 2. stellv. Vorsitzende, bedankten sich mit einem Präsent bei Dr. Kusch für seinen informativen Vortrag und wünschten allen Teilnehmern einen guten Heimweg.
Bericht: Rainer Schwarz
Fotos: Rainer Schwarz
Dr. med. Wolfgang Kusch: Nebenwirkungen der Parkinsonmedikamente.pdf