„Das ist ein echter Kaltstart“, beginnt Reiner Krauße, Vorsitzender des Parkinson-Forums Kreis Steinfurt e.V., die Begrüßung von über 50 Teilnehmern des ersten Treffens, im Gasthaus Börger in Steinfurt, nach der unfreiwillig langen Corona-Pause. Den Teilnehmern steht mit Prof. Dr. Candan Depboylu, Chefarzt der Neurologischen Klinik Sorpesee, an diesem Nachmittag ein hervorragender Referent und einfühlsamer Klinikchef zur Seite. „Wir erinnern uns gern an die Fahrt 2019 zu Ihrer Klinik. Dort haben wir sehr nette, liebevolle und warmherzige Mitarbeiter kennen gelernt und wichtige Informationen von Ihnen mitgenommen“.
Bevor der Chefarzt vom Sorpesee mit seinem Referat „Was sagt uns das Ausleben von Träumen über neurodegenerative Erkrankungen aus?“ die ungeteilte Aufmerksamkeit des Auditoriums hat, kann Krauße recht erfreuliche Nachrichten loswerden.
So nennt er unter anderem die erfreuliche Mitglieder-Entwicklung des Vereins. „2020 und 2021 sind 110 Personen hinzugekommen, allein seit diesem Januar schon 36. Das heißt, insgesamt haben wir jetzt 472 Mitglieder, so viele wie noch nie“. Und er verkündet, dass die Reise in den Harz vom 29. August bis 2. September stattfände. Außerdem lädt er zur Mitgliederversammlung am 21. Juli in den Landgasthof Teepe ein.
Prof. Depboylu erklärt zunächst, dass der Name der Krankheit auf James Parkinson zurückzuführen sei, der 1817 erstmals ein Essay über „Shaking Palsy“ veröffentlichte. „Etwa 75 Prozent sind übrigens ein idiopathisches Parkinson-Syndrom“, geht der Professor aus Sundern auf die Klassifikation ein. Dann gibt er in mehreren Schritten Rückblicke zu dem Krankheitsbild.
Dabei spricht er zum Beispiel über Dopamin-Mangel im Stratium 1960 und über die Depigmentierung im Mittelhirn 1919, vom Verlust von Neuromelanin-haltigen Neuronen 1988 und mehr. Zudem geht der Spezialist auf die positive Reaktion auf Dopamin-Ersatztherapien ein, beschreibt die medikamentöse Testung sowie die funktionelle Bildgebung und unterstützende Kriterien. Wichtiger Teil seines Vortrages ist die REM-Schlafverhaltensstörung. „Überwiegend Männer, älter als 50 Jahre, sind davon betroffen“, so der Professor. Darin gehe es unter anderem um das Ausleben von zum Teil aggressiven Trauminhalten während des Schlafes. „Die Verfolgung von Menschen macht immerhin 50 Prozent der Träume aus, 39 Prozent betreffen die Abwehr gegen Angriffe durch Tiere.“ Die Publikationen pro Jahr zu dem Thema haben sich in den letzten 30 Jahren mehr als vertausendfacht. „Gehen Sie immer mit dem Partner zum Arzt“, rät der Professor, „da die Krankheit nicht nur den Patienten betrifft und auch wichtige Informationen zum Patienten gemeinsam erörtert werden können.“
„Fast alle Patienten mit Parkinson, die eine sog. alpha-Synukleinopathie aufweisen, hätten Geruchsstörungen und ein großer Teil leide unter Verstopfungen. „Parkinson kann vererbbar sein, beginnt eigentlich schon Jahre vor den motorischen Störungen. Die klare Diagnose kann anfänglich schwierig sein.“ In Deutschland dauere dies etwa zwei bis fünf Jahre.
„Danke für Ihre erneut hoch interessanten Ausführungen“, so Krauße zum Referenten, der zuvor auf Fragen der Teilnehmer nach Therapien und Risikofaktoren einging.
Download: Prof. Dr. med. Candan Depboylu, Parkinson und REM-Schlafverhaltensstörung.pdf
Rainer Schwarz
Fotos: Hagen Libeau