Das Parkinson-Forum Kreis Steinfurt e.V., hat die diesjährige Reihe der Treffen mit medizinischen Fachbeiträgen am 17.01.2024 mit zwei sehr wichtigen und für die Mitglieder von den Referenten sehr fundiert und ansprechend aufbereiteten Themen gestartet. Wenn auch das erste Thema um das es ging, vordergründig einen eher zum Schmunzeln führenden Begriff zum Inhalt hatte, die „vibrierende Socke“, ist doch die Relevanz für an Parkinson erkrankte Menschen, welche dabei an dem sogenannten „Freezing“ leiden, nicht hoch genug einzuschätzen. Der Titel des Beitrages von Dr. Robert Stojan, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Studienkoordinator bei der Universität Münster, lautete „Verbesserung des Freezings durch vibrotaktiles Cueing – das Parkinson Vibrating Socks Projekt“. Der Referent erläuterte, dass bis zu 60% der von Parkinson betroffenen Menschen zumeist im späteren Krankheitsstadium vom „Einfrieren ihres Ganges“, besonders in Stresssituationen betroffen sind. Konkret bedeutet dies, dass diese Menschen z.B. im Straßenverkehr vor dem Überqueren einer Straße oder vor dem Betreten eines Gebäudes durch eine Drehtür aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr gehen können. Ihre Gangfähigkeit ist „eingefroren“. Sie können nicht mehr „von der Stelle kommen“. Eine Möglichkeit um die Gehfähigkeit in diesem Moment wieder zu erlangen, ist das so genannte „Cueing“ z.B. durch rhythmische Musik. Die internationale Zusammenarbeit an dem „vibrierenden Socken“ zwischen der Universität und der Uniklinik Twente, der Universität Münster, der Uniklinik Groningen, sowie den beiden Unternehmen Sherpa und feelSpace verfolgt das Ziel, ein sockenähnliches Kleidungsstück zu entwerfen, das ähnlich dem Vibrieren eines Handys Impulse (deshalb cueing: Hinweisreiz) zum Zeitpunkt des Freezings über den Fuß an seinen Träger abgibt, damit dieser die Hürde des Weiteren quasi „ersten Schrittes“ überwinden und seinen Weg z.B. über die Straße oder durch die Drehtür eines Gebäudes fortsetzen kann. Im Weiteren ging Dr. Stojan auf die Projekte „Fahrsimulator-Studie“ und „Tischtennis und Parkinson“ ein. Für diese beiden und das Projekt „Freezing“ können sich noch Interessenten bei ihm melden unter der E-Mail-Adresse: parkinson@uni-muenster.de. Damit wird die Absicht verfolgt, möglichst viele Praxisbelange und -erfahrungen in die dortige Arbeit einfließen zu lassen.
Dr. Robert Stojan, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Studienkoordinator bei der Universität Münster hält einen Vortrag über die „vibrierende Socke“.
v.li. Margret Hartwig, Reiner Krauße, Dr. Kusch, Claudia Motog, Dr. Stojan, Dorothea Stauvermann
Dr. med Wolfgang Kusch betonte in seinem Vortrag, dass die medikamentöse Behandlung ein wichtiger Baustein der Behandlung von Parkinsonkranken sei.
Zweiter hochkarätiger Vortrag, gehalten von Dr. Wolfgang Kusch, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Neurologie am Herz-Jesu-Krankenhaus in Münster-Hiltrup, war zum Thema „Neue Medikamente und Therapiemöglichkeiten beim Morbus Parkinson“. Dieser ebenso sehr an Wissenschaft wie Praxis orientierte Beitrag informierte die zahlreich erschienenen Mitglieder des Parkinson-Forums Steinfurt e.V. über viele bekannte, bereits am Markt erhältliche, oder neue bzw. in der Forschung befindliche Medikamente zur Behandlung der Symptome der Parkinsonkrankheit. Leider bestehe, so der Referent, aktuell noch kein Mittel zu ihrer Heilung. Ziel sei es deshalb, neue Therapiemöglichkeiten zu finden, bekannte optimal zu nutzen und Nebenwirkungen zu verringern.
Dr. Kusch betonte, dass die medikamentöse Behandlung ein wichtiger Baustein der Behandlung von Parkinsonkranken sei, die tägliche und engagierte Bewegung und das soziale Miteinander jedoch ebenso nicht hoch genug eingeschätzt werden könnten. Dr. Kusch ging ausführlich auf Haupt- und Nebenwirkungen vieler Parkinsonmedikamente ein. Nebenwirkungen können z.B. Tagesmüdigkeit, Übel, Schwindel, das Entstehen von Halluzinationen oder Depressionen sein. Zum Ausblick der Parkinsonforschung nannte Dr. Kusch u.a. die Zell- und Gentherapie. Er beantwortete abschließend dann sehr bereitwillig und verständlich, wie bereits auch der erste Referent, Dr. Stojan, Fragen aus dem Teilnehmerkreis. So informierte er z.B. hinsichtlich der Verbindung zwischen Parkinson und Demenz, dass Parkinson meist „lediglich“ zu einer Denkverlangsamung führe. Bei ca. 30% der Erkrankten müsse man jedoch leider auch von einer demenziellen Entwicklung mit kognitiver Einschränkung ausgehen.
Die Vorsitzende des Parkinson-Forums e.V., Claudia Motog, beendete den ausgesprochen interessanten und sehr inhaltsvollen Nachmittag mit einem Dank an die beiden Referenten und einem sehr praktischen Hinweis, verbunden mit besten Wünschen für das neue Jahr, an den Teilnehmerkreis. Unter anderem wegen vieler Aspekte zum Thema „Medikamente“ und der mit Parkinson zusammenhängenden individuellen Fragen sei es wichtig, Arztbesuche gut vorzubereiten indem man sich einen Notizzettel mit den jeweils zu stellenden Fragen mitnimmt. So sei gesichert, dass auch alle Anliegen im Arzttermin zur Sprache kämen.
Bericht: Georg Heggemann
Fotos: Parkinson-Forum
Vorträge zum Download:
Dr. Stojan, Parkinson Vibrating Socks PDF
Dr Kusch, Neue Medikamente und Therapiemöglichkeiten beim M. Parkinson PDF