Parkinson-Selbsthilfegruppen zu Besuch in den Rehakliniken
Fast täglich kommen Patienten in den HELIOS Rehakliniken Bad Berleburg an – dass gleich 90 Personen auf einmal den Weg in die Fachklinik für Neurologie finden, ist etwas Besonderes: Neben dem Parkinson-Forum folgten am vergangenen Mittwoch auch Parkinson-Selbsthilfegruppen aus Gronau, Greven, Ibbenbüren und Wittgenstein der Einladung des Ärztlichen Direktors und Chefarztes, Dr. med. Dietmar Schäfer, um die „Odebornklinik“ kennenzulernen, die sich u.a. auf die Rehabilitation der Parkinson-Krankheit spezialisiert hat.
Die Besucher der Selbsthilfegruppen, zu denen nicht nur Parkinson-Erkrankte zählten, sondern auch Angehörige und Unterstützer, folgten nach einer Stärkung interessiert dem Vortrag des Ärztlichen Direktors, der den 200. Jahrestag der Entdeckung der Parkinsonerkrankung zum Anlass nahm, einen Blick auf die medizinische Entwicklung zu werfen: Als Referenz an James Parkinson, der das Syndrom mit den Hauptsymptomen Muskelstarrheit, verlangsamten Bewegungen, Muskelzittern und Haltungsinstabilität als erstes beschrieben hat, erhielt die Erkrankung die Bezeichnung „Morbus Parkinson“. Es folgten Jahrzehnte der Entwicklung verschiedener Therapieverfahren und Medikamente, die vom so genannten Rüttelstuhl und Medikationsversuchen mit der Tollkirsche bis zur heutigen Rehabilitation, Schrittmachertherapie und modernen Medikamenten reichen.
Auswirkungen der parkinsonschen Krankheit
Dass die parkinsonsche Krankheit eine alte Erkrankung ist, zeigen schon die Aufzeichnungen indigener Völker. Die Erforschung des Syndroms von dem deutschlandweit etwa 300.000 Menschen betroffen sind, brachte mehrere Nobelpreisträger hervor. Zwar sind einige Behandlungsformen vielversprechend, doch ist Parkinson derzeit noch unheilbar. „Morbus Parkinson ist eine sehr belastende, kontinuierlich fortschreitende Erkrankung“, erläutert Dr. Schäfer und ergänzt: „Betroffene fühlen sich in einem Körper gefangen, der ihnen mit der Zeit immer häufiger den Dienst versagt.“ Zittern und Starre nehmen zu, während Koordinations- und Sprachfähigkeit nachlassen; häufig kommt es zu Stürzen. Kommen eine lange Krankengeschichte und starke körperliche Einschränkungen hinzu, treten oft seelische Begleiterkrankungen auf: Betroffene fühlen sich stigmatisiert und ziehen sich von ihren Familien und Freunden zurück. Es droht die Vereinsamung. „Dagegen kann das Mitwirken in einer Selbsthilfegruppe sehr gut helfen“, sagt Dr. Schäfer. „Betroffene kommen mit Menschen in Kontakt, die sich in einer vergleichbaren Situation befinden und die ähnliche Erfahrungen gemacht haben – sie fühlen sich verstanden und profitieren von den Erfahrungen anderer Mitglieder. Das Gefühl zu einer Gemeinschaft zu gehören gibt Halt und kann bei der Krankheitsbewältigung helfen. Das ist ein Grund, aus dem wir die Arbeit der Selbsthilfegruppen sehr gern unterstützen.“
Wie kann Rehabilitation helfen?
Neben Medikamenten und dem Austausch in einer Selbsthilfegruppe kann die Rehabilitation als wichtige Säule dabei helfen, die Krankheit in Schach zu halten, die auf einen Mangel des neurologischen Botenstoffes Dopamin zurückzuführen ist. Das Konzept der Parkinsontherapie lässt sich dabei mit einem Wort auf den Punkt bringen: Groß! Warum? Dr. Schäfer erläutert: „Morbus Parkinson bewirkt, stark vereinfacht, dass alle Bewegungen kleiner werden: Das Schriftbild wird kleiner sowie Schritte oder Mundbewegungen. Das Risiko zu stürzen oder sich zu verschlucken steigt.“
Von den Therapieansätzen konnten sich die Besucher gleich praktisch überzeugen: In den Vortragspausen animierten Physiotherapeutin Laura Hainbach und Logopädin Annelie Rode die Besucher dazu, der Krankheit mit kraftvollen Bewegungen und lauten Rufen den Kampf anzusagen. Der Besuch schloss mit einer Klinikführung. „Für uns war es ein sehr gelungener Tag“, sagt Reiner Krauße, stellvertretender Vorsitzender des Parkinson-Forum Kreis Steinfurt e.V. „der Vortrag war interessant und lehrreich und auch unsere Mitglieder konnten sich vor Ort von der Qualität der Rehaklinik überzeugen. Wir freuen uns auf einen guten wechselseitigen Austausch.“
Mehr Information:
→ Dr. Schäfer: 200 Jahre Parkinsonkrankheit
(Powerpointpräsentation, 24 Seiten, PDF, 5.2 MB)