Professor Dr. Tobias Warnecke beim Parkinson-Forum Kreis Steinfurt.
„Allein, dass man in einem Netzwerk behandelt wird, verbessert die Lebensqualität“, betont Prof. Dr. Tobias Warnecke, Chefarzt der Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation Schwerpunkt Parkinsonsyndrome und neurodegenerative Erkrankungen, Klinikum Osnabrück. Gespannt folgen mehr als 80 Mitglieder des Parkinson-Forums Kreis Steinfurt e.V. bei Börger in Borghorst den Ausführungen des Vorsitzenden des neu gegründeten „Parkinson-Netzwerke Deutschland e.V.“ Intensiv fordert der Mediziner in seinem Fachvortrag „Multiprofessionelle Vernetzung in Parkinsonnetzwerken“ im Sinne einer wohnortnahen integrierten Behandlung die Zusammenarbeit möglichst vieler Fachleute aus den unterschiedlichen Bereichen. Detailliert erläutert er Vorteile, nennt aber auch aktuelle Schwachstellen. Das entsprechende Netzwerk in Holland bezeichnet Warnecke als Vorbild, das von anderen Ländern wie Norwegen bereits adaptiert worden sei. „Aber die Übertragung dieses Erfolgsmodells ist nicht ohne weiteres möglich.“ Verschiedene Bundesländer hätten unterschiedliche Probleme. „Es muss außerdem immer jemanden geben, der sich in einer Region um die Patienten kümmert!“ An die Politik appelliert er, für die nötigen personellen Ressourcen zu sorgen: „Menschen kosten eben auch Geld – nicht nur Medikamente. Weil es sehr viele verschiedene Formen der Krankheit gibt, reichen Fünf-Minuten-Gespräche mit dem Arzt halt nicht aus.“ Vorsicht sei
bei „Sensationsmeldungen“ bezüglich neu entwickelter Medikamente geboten, warnt er, da in solchen Fällen oft geschäftliche Interessen den Hintergrund bildeten. Andererseits sei die Forschung notwendig und dauere jeweils etwa zehn Jahre. „Aber nicht alle Projekte schaffen es letztlich durch alle Phasen bis zur Freigabe.“ Eine neue Leitlinie zur Behandlung von Parkinson sei fertig und komme bis Ende 2023 heraus.
„Ja, Parkinson hat bei Frauen andere Erscheinungsformen als bei Männern“, beantwortet der Professor Fragen von Teilnehmern. Und „ja, auch in jungen Jahren kann man an Parkinson erkranken“, wobei das Risiko mit dem Alter steige. Bezüglich Demenz bei Parkinson-Patienten stellt Warnecke klar: „Wer sich viel körperlich betätigt, reduziert auf jeden Fall die Tendenz, dement zu werden.“
„569 Mitglieder hat das Parkinson Forum aktuell“, so die Forums-Vorsitzende Claudia Motog im Rahmen ihrer Begrüßung. Außerdem informierte sie unter anderem über die großzügige Spende der Wertebank Münster, die den ursprünglichen Betrag noch verdoppelte. „Da waren wir baff.“
Ein Gefühl dafür, wie sehr die Anregungen und Forderungen des Forums bei der Landesregierung in Düsseldorf wahrgenommen und umgesetzt werden, gab der Bericht von Reiner Krauße über die „Gesetzesänderung des Landes NRW für die Änderung des Krankenhaus-Gestaltungsgesetzes“.
Bericht u. Fotos Rainer Schwarz (Sch)
Vorträge zum Download:
Prof. Dr. Tobias Warnecke, Parkinson-Krankheit Pdf