Informationsnachmittag über Neues in der Parkinsontherapie
Corona hat den Besuch im Klinikum Ibbenbüren lange Zeit nicht möglich gemacht. Am 14.02.2024 wurde die vom Chefarzt der Neurologie, Dr. med. Martin Florian Bethke, schon vor einigen Jahren ausgesprochene Einladung an die Mitglieder des Parkinson-Forums Kreis Steinfurt e.V., ihn in der Ibbenbürener Klinik und dort in der Abteilung für Neurologie einmal zu besuchen und sich über neue Entwicklungen in der Parkinsontherapie zu informieren, nachgeholt. Überwiegend per Bus machten sich 50 Mitglieder aus dem Kreisgebiet auf dem Weg zu Dr. Bethke.
Begrüßt wurden sie nicht nur von ihm, sondern auch von den beiden Fachkräften, Marion Siemsen, Physiotherapie, und Silke Windmeier, Ergotherapie. Alle drei Referentinnen bzw. Referenten gaben sehr bereitwillig, verständlich und in einer lockeren, angenehmen Atmosphäre Auskunft über Neues zum Thema Parkinson, dieser bislang nicht heilbaren Krankheit des Gehirns, die zu einem vorzeitigen Absterben bestimmter Nervenzellen führt mit den Folgen, das sich die Bewegungen betroffener Erkrankter verlangsamen, sich eine Muskelsteifheit, ein Zittern oder bzw. und eine Haltungsinstabilität einstellen können. Diese vier, von Dr. Bethke als Kardinalsymptome bezeichneten Konsequenzen der Parkinsonerkrankung, müssen jedoch nicht bei allen Patienten auftreten und auch nicht gleich stark.
Vorab berichtete Dr. Bethke kurz allgemein über das Klinikum Ibbenbüren, das auf das Jahr 1850 zurückgehe und das heute im Verbund der Mathias-Stiftung eine gute Organisationsform habe, um in derzeit 11 Fachabteilungen die medizinische Gesundheitsversorgung für im vergangenen Jahr über 17000 Patientinnen und Patienten vor allem aus Ibbenbüren, dem Tecklenburger Land und der Umgebung sicherzustellen.
Dazu kamen mit aktuell weiter steigender Tendenz ca. 35000 Patientinnen und Patienten, die der ambulanten Behandlung bedurften. Auf die Neurologie entfielen insgesamt im Jahr 2023 3684 Patientinnen und Patienten, wovon 300 an dem bisher so genannten idiopathischen (ohne erkennbare Ursache) und 12 an dem atypischen Parkinsonsyndrom erkrankt waren. Bei letzterem Krankheitsbild kommen zur Parkinson-Symptomatik weitere Symptome hinzu.
Die Medizin spreche inzwischen, so Dr. Bethke, nicht mehr von dem idiopathischen Parkinsonsyndrom, sondern benutze den Begriff „Parkinsonerkrankung“. Begründet werde das damit, weil ca. 10-15% der Erkrankten Parkinson aufgrund einer genetischen Ursache haben. Damit sei Parkinson, so der Referent, eben in nennenswerter Zahl nicht idiopathisch, also keine Krankheit mit unbekannter Ursache. Deshalb die Begriffsänderung.
Ausführlich ging Dr. Bethke dann auf diagnostische Verfahren zum Feststellen der Parkinsonerkrankung, wie beispielswese das überwiegend bekannte MRT und die DaTSCAN-Untersuchung (eine nuklearmedizinische Untersuchung), sowie auf therapeutische Möglichkeiten ein.
Als Therapien nannte er eingangs die schon üblichen, wie die medikamentöse Behandlung oder auch die am Klinikum Ibbenbüren praktizierte und bei einem stationären Aufenthalt in Frage kommende Parkinsonkonzeptbehandlung, auf die im weiteren Verlauf des Nachmittags die Physiotherapeutin, Marion Siemsen, bzw. die Ergotherapeutin, Silke Windmeier, noch näher eingingen. Dr. Bethke stellte zuvor einige neue Verfahren zur Parkinsonbehandlung mit ihren Vorteilen, aber auch mit ihren Nebenwirkungen dar, so die Pumpentherapien. Hier werde, so der Referent, das Medikament entweder subkutan („unter der Haut“) verabreicht oder mittels einer Pumpe als Dauerinfusion durch die Bauchdecke in den Dünndarm. Neu sei auch ein Parkinsonmedikament als Inhalationsmittel. Es wirke schneller als Tabletten und zwar schon nach ca. 10 Minuten und ist vorwiegend für die Behandlung sog. off-Phasen gedacht. Zudem werde derzeit daran gearbeitet, eine Tablette für Parkinsonpatienten zu entwickeln, die nur noch 1x Tag, statt bislang mehrfach täglich, genommen werden müsse.
Marion Siemsen und Silke Windmeier nannten die bereits aufgeführte Parkinsonkonzeptbehandlung eine „kleine Reha-Maßnahme“, die bei entsprechender ärztlich bestätigter Notwendigkeit eines stationären Krankenhausaufenthaltes direkt im Klinikum Ibbenbüren durchgeführt werden könne. Ein interdisziplinäres Team, bestehend aus dem Ärztlichen Dienst, der Physiotherapie, der Ergotherapie, der Logopädie, dem Psychologischen und dem Sozialdienst, lege in einem Behandlungsplan die Ziele dieser sehr fokussierten Behandlung fest. Ziele könnten zum Beispiel die Bewegungsverbesserung, die Wahrnehmungsförderung oder die Vermittlung von Hilfsmitteln sein. Marion Siemsen und Silke Windmeier appellierten engagiert an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Nachmittages „Bleiben Sie aktiv!“. Bewegung sei das A und O für Gesundheit und therapeutische Arbeit nicht nur bei Parkinsonpatienten. Dr. Bethke hatte zuvor noch das Parkinsonnetzwerk Münsterland (PNM+) genannt als eine „tolle Neuerung der letzten Jahre“. Es verfolgt ganz besonders die interdisziplinäre Arbeit der an der Behandlung von Parkinsonpatienten beteiligten Fachkräfte.
Bevor Dr. Bethke die Neurologische Abteilung bei einem Rundgang vorstellte, unterstützte Gisela Köster, Kreistagsabgeordnete für Ibbenbüren, in einem Grußwort an die Teilnehmenden den Gedanken der Selbsthilfe mit dem Hinweis auf die hohe und unverzichtbare Bedeutung, die eine Selbsthilfeorganisation, wie das Parkinson-Forum Kreis Steinfurt e.V. eine sei, habe. Sie hob außerdem die wertvolle und engagierte Arbeit des Klinikums Ibbenbüren, das einer der größten Arbeitgeber in der Region sei, hervor.
Das letzte Wort hatte die Vorsitzende des Forums, Claudia Motog. Sie bedankte sich herzlich bei allen Beteiligten für den sehr informativen und praxisgerecht gestalteten Nachmittag und auch für den leckeren Kaffee und Kuchen, mit dem das Klinikum die Gäste erfreute.
Bericht: Georg Heggemann
Fotos: Parkinson-Forum
Vorträge zum Download:
Dr. med. Martin Florian Bethke – Neues zur Parkinson-Krankheit PDF