Das Thema für das November-Gruppentreffen traf den Nerv. Im absolut vollbesetzten Saal des Landgasthofes Teepe hatten sich auch zahlreiche neue Mitglieder eingefunden. Der Verein ist nun auf über 340 Mitglieder angewachsen. Mit Informationen zur Gruppenreise 2019 sowie mit Organisatorischem begrüßte Reiner Krauße alle Anwesenden. Zukünftig ist angedacht, den Rhythmus der Beitragszahlungen auf einmal jährlich zu vereinfachen. Durch einige gymnastische Lockerungsübungen, angeleitet von Angelika Relt und Margret Hartwig, wurden die Anwesenden auf den nachfolgenden Vortrag eingestimmt.
Dr. med. Dietmar Schäfer, Chefarzt der Fachklinik für Neurologie und Ärztlicher Direktor der HELIOS-Rehaklinik Bad Berleburg, referierte in seinem Vortrag zum Thema „Schlaf und Parkinson – eine komplizierte Geschichte!“ zunächst über Grundsätzliches zum Schlaf. Die vielen Zuhörer erfuhren, dass bereits im Mutterleib der Mensch Schlafen „trainiert“. Schlafen sei keineswegs ein inaktiver Zustand, sondern ein lebhafter Vorgang mit unterschiedlichen Schlafphasen und –arten, die in rhythmischer Abfolge in der Nacht auftreten.
Die Komposition und die Dauer des Schlafes verändern sich im Laufe des Lebens ganz erheblich: Von 50% Traumschlaf und 16 Stunden Gesamtschlafdauer in den ersten Lebenstagen bis hin zu 6 bis 7 Stunden Gesamtschlaf mit 15% Traumschlaf im Herbst des Lebens. Bei der Parkinsonkrankheit ist in den letzten Jahren besonders der Traumschlaf – oder wissenschaftlicher „REM-Schlaf“ (für rapid eye movement sleep – „Schlaf der raschen Augenbewegungen“) in das Interesse der Schlafspezialisten und Neurologen gerückt. Hier treten oftmals Jahrzehnte vor den typischen Bewegungsstörungen des Parkinsonsyndroms Auffälligkeiten auf. In über 90% der Fälle wird aus so einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung im Erwachsenenalter, die durch heftige Bewegungen und Rufen im Traumschlaf gekennzeichnet ist, nach bis zu 25 Jahren eine Parkinsonkrankheit. Damit gibt es ein besonders ungewöhnliches Frühzeichen bei allerdings nur recht wenigen Parkinsonpatienten.
Aber auch andere Schlafprobleme der Parkinsonpatienten wurden besprochen: die Bewegungsstörung am Tag führt natürlich auch in der Nacht zu Schwierigkeiten. Der Betroffene kann sich schlechter herumdrehen, entwickelt Schmerzen oder hat Mühe den Toilettengang zu bewältigen. Schlafbezogene Atmungsprobleme sind häufig. Auch viele Parkinsonmedikamente beeinflussen Schlafen und Wachen. Schließlich ist es die Erkrankung selbst, die im Laufe der Zeit den Schlaf negativ beeinflussen kann. Eine gezielte Behandlung der Schlafprobleme setzt die genaue Diagnose voraus. Fragebögen, kleine Screeninggeräte oder die große Schlaflaboruntersuchung können helfen, die vielschichtigen Ursachen auseinanderzuhalten. Dies ist auch notwendig, denn die Behandlung der Störungen ist so vielfältig wie deren Ursachen. Änderungen der Schlafgewohnheiten, Variationen der Parkinsonmedikation oder technische Unterstützungen bei der Schlafapnoe sind Therapieoptionen.
Eine lebhafte Diskussion mit vielen Fragen der Betroffenen machte deutlich, wie brennend das Thema für Menschen mit der Parkinsonkrankheit ist. Mit viel Applaus bedankten sich die Teilnehmer für den informativen Vortrag und für die von Dr. Schäfer ausgesprochene Einladung zum Besuch in der Klinik Bad Berleburg. (MH)
Mehr Information:
→ Dr. Schäfer: Schlaf und Parkinson
(Powerpointpräsentation, 59 Seiten, PDF, 6 MB)