Etwa 300 Gäste aus dem Kreis Steinfurt, aus Dortmund, Bottrop und Lünen waren der Einladung zum Parkinson-Tag 2018 in Lünen gefolgt, der vom Klinikum Lünen St.-Marien-Hospital, dem Parkinson-Forum Unna e.V. und dem Parkinson-Forum Kreis Steinfurt e.V. organisiert war.

v.li.: Dr. med. Michael Mandrysch, Dipl. Psych. Jeannette Overbeck, Dr. med. Iris Ardelt, Reiner Krauße, Dr. Hans Wille, Dr. med. Jürgen Gilles, Prof. Dr. med. Arndt van Ophoven

v.li.: Dr. med. Michael Mandrysch, Dipl. Psych. Jeannette Overbeck, Dr. med. Iris Ardelt, Reiner Krauße, Dr. Hans Wille, Dr. med. Jürgen Gilles, Prof. Dr. med. Arndt van Ophoven

Zum Thema „Blasenprobleme bei Morbus Parkinson“ führte Prof. Dr. med. Arndt van Ophoven aus, die Kontrolle der Blase werde oft als erstes verloren. Harnwegsinfekte können verschiedene Ursachen haben wie z.B. eine gestörte Blasenentleerung, Östrogenmangel, Diabetes mellitus oder fehlerhafte Intimhygiene. Diese Infekte treten häufig auf. Therapieformen sind u.a. Ansäuerung des Urins, eine Impfung, ausreichend trinken oder auch Kälte und Nässe meiden. Auch eine Blasendruckmessung kann helfen, die Blase zu trainieren. Auf die Dauer sind die Nieren gefährdet wenn die Blasenentleerung gestört ist. Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung durch Medikamente, die aber unerwünschte Nebenwirkungen haben können.

Viele Zuhörer hatten sich eingefunden

Viele Zuhörer hatten sich eingefunden

Dr. med. Jürgen Gilles  sprach zu „Komplexbehandlung bei Morbus Parkinson nach einem modernen Konzept“. Manchmal sind zunächst erneute Untersuchungen nötig, um die Diagnose „Morbus Parkinson“ abzusichern. Sodann wird ein Behandlungsplan aufgestellt. Ein Behandlungsteam am St.-Marien-Hospital besteht aus Therapeuten für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Dr. Gilles erläuterte, wie der Dopamintransport im Körper funktioniert. Ein Apotheker führt einen Medikamenten-Checkup durch, um Wechselwirkungen zu beachten. Der Patient füllt einen Fragebogen zu Tagesmüdigkeit und nicht erwünschte Begleiterscheinungen aus.

Zum Thema „Partnerschaftsprobleme bei Morbus Parkinson“ führte Dipl. Psych. Jeannette Overbeck aus, zu den Grundlagen einer funktionierenden Beziehung gehören gegenseitige Anerkennung, Verlässlichkeit, Solidarität und das Respektieren von persönlichen Grenzen. Durch die Krankheit verändert sich in der Paarbeziehung manches, u.a. die jeweiligen Rollen, die Sexualität/Intimität, Wahrnehmung von Hobbys und Sozialaktivitäten, finanzielle Belastungen. Nicht selten entsteht Unsicherheit bezüglich der Beziehung an sich. Manches ist durch Nebenwirkungen von Medikamenten hervorgerufen. Schlafstörungen des einen wirken sich auch auf den anderen Partner aus. Paare sollten sich Hilfe holen bei Psychologen, Urologen oder auch bei Selbsthilfegruppen. Bei langer und stabiler Partnerschaft kann die Krankheit aber auch zusammenschweißen.

„Psychische Probleme bei Morbus Parkinson“ waren Inhalt der Erläuterungen von Dr. med. Michael Mandrysch. Einer psychischen Störung geht evtl. eine körperliche voraus. Depression, Demenz und Psychose begleiten Morbus Parkinson häufig. Minderung des Gedächtnisses, des Denkens, der Orientierung, des Sprach- und des Urteilsvermögens begleiten ca. 40 % aller Parkinson-Erkrankten. Begleitend kann sich auch die emotionale Kontrolle verändern, das Sozialverhalten und die Motivation. Ohne Medikamente und eine möglichst optimale Therapie-Einstellung geht’s dann nicht mehr. Eine Hilfe ist es, dem Erkrankten Dinge, die er nicht mehr erledigen kann, durch andere zu ersetzen. Muskelbeeinträchtigungen im REM-Schlaf können Ursache sein für teils aggressives Verhalten im Rahmen von Traumerlebnissen. Nach dem Erwachen sind die Patienten sofort reorientiert und haben eine vollständige Traumerinnerung. Vor Operationen ist besonderes Augenmerk auf die richtige Medikamenten-Einstellung und -Einnahme zu richten. Wichtig ist es hier auch, die Bedürfnisse des Patienten zu erkennen und seine Einschränkungen, insbesondere eventuelle Schluckstörungen. Es kann sonst zu Verschlechterungen bis hin zur Aspiration eintreten. Impulskontrollstörungen  treten bei ca. 5 bis 10 % der Erkrankten auf.

Mehr Info:

→ Prof. van Ophoven: Blasenstörungen bei Morbus Parkinson
(Powerpointpräsentation, 21 Seiten, PDF, 2.6 MB)

→ Dr. Gilles: Parkinson-Komplexbehandlung
(Powerpointpräsentation, 23 Seiten, PDF, 2 MB)

→ Dipl.-Psych. Jeannette Overbeck: Partnerschaftsprobleme bei Morbus Parkinson
(Powerpointpräsentation, 46 Seiten, PDF, 0.9 MB)